In einem Umfeld, in dem der Erfolg eines Digitalprojekts sowohl von strategischer Kohärenz als auch von operativer Effizienz abhängt, wird ein gut ausgearbeiteter Design-Brief zu einem entscheidenden Differenzierungsmerkmal. Er dient als Kompass, um Produkt-, UX- und Marketing-Teams zu koordinieren und verschafft IT- sowie Fachentscheidern klare Transparenz.
Indem er den Umfang, die Ziele und die Rahmenbedingungen von Anfang an klar definiert, verringert er das Risiko von Abweichungen und Nacharbeiten erheblich. Dieser praxisorientierte Leitfaden erläutert die Schlüsselelemente eines funktionalen und gestalterischen Briefings, stellt wiederverwendbare Vorlagen bereit und gibt Tipps, wie Sie ihn zu einem „lebendigen Werkzeug“ machen können, das Performance und Kundenzufriedenheit fördert.
Ein umfassendes Design-Brief vorbereiten
Ein gut strukturierter initialer Brief vereint alle Beteiligten unter einer gemeinsamen Vision. Er reduziert Missverständnisse und sichert den weiteren Projektverlauf.
Definition des Kontexts und der Herausforderungen
Im ersten Schritt wird der geschäftliche und technische Kontext des Projekts beschrieben. Dabei werden die aktuelle Situation, identifizierte Hemmnisse und die strategischen Ambitionen des Vorhabens skizziert. Diese Einordnung ermöglicht es, jede Anforderung an einem konkreten fachlichen Ziel auszurichten und so abstrakte oder themenfremde Wünsche zu vermeiden. Diese Koordination erfolgt mithilfe der funktionsübergreifenden Teams.
Ein klar dargestellter Kontext erleichtert allen Stakeholdern das Verständnis der Prioritäten. Er hilft zudem, potenzielle externe Faktoren wie regulatorische Vorgaben, Budgetfristen oder kritische Abhängigkeiten frühzeitig zu erkennen.
Durch die Gesamtübersicht werden Last-Minute-Änderungen während der Konzeptionsphase reduziert. Entwickler, Designer und Marketer wissen so genau, warum jede Funktion benötigt wird.
Ermittlung der Stakeholder und Rollen
Der Brief listet die Schlüsselakteure auf: Sponsor:innen, IT-Entscheider:innen, UX-Verantwortliche, Fachvertreter:innen oder externe Agenturen. Jede Rolle wird mit ihren Aufgaben und Entscheidungsbefugnissen beschrieben. So werden blockierende Punkte während des Sprints aufgrund von Abwesenheiten oder Prioritätskonflikten vermieden.
Die Stakeholder-Kartografie fördert Transparenz und Effizienz der Freigabezyklen. Kennt man die Entscheidungswege, können die Teams Rücklaufzeiten einschätzen und ihren Zeitplan entsprechend anpassen.
Dieser Ansatz trägt dazu bei, ein vertrauensvolles und bereichsübergreifendes Zusammenarbeitsklima zu schaffen. Die Beteiligten erkennen ihren Beitrag zum Gesamtprojekt und die Auswirkungen jeder Entscheidung.
Initialer Umfang und erwartete Ergebnisse
Der funktionale und technische Umfang wird präzise beschrieben: Liste der Module, Services, Schnittstellen und priorisierten Anwendungsfälle. Jedes Ergebnis wird durch eine Definition of Done (Abnahmekriterien) ergänzt, die die erwarteten Qualitäts- und Leistungsanforderungen enthält.
Die Festlegung eines realistischen Umfangs minimiert das Risiko von Überlastung und Abweichungen. Es wird einfacher, Elemente zu identifizieren, die ausgeschlossen oder in spätere Phasen verschoben werden können, und gleichzeitig ein kohärentes Minimalprodukt (MVP) zu gewährleisten.
Indem jeder Ergebnisgegenstand mit einer Erfolgsmesszahl (Adoptionsrate, Bearbeitungsdauer, Nutzerzufriedenheit) verknüpft wird, lenkt der Brief die Teams auf greifbare Resultate statt auf technische Ergebnisse, die von den Business-Zielen losgelöst sind.
Beispiel:
Ein Schweizer KMU aus der Logistikbranche hat sein Briefing mit dem Ziel formalisiert, die Auftragsbearbeitungszeit um 30 % zu reduzieren. Durch die genaue Festlegung der zu überarbeitenden Module und der Schlüsselkriterien erhielt es die Zustimmung der Fachbereiche und der IT-Abteilung. Dieses Beispiel zeigt, wie ein klar definierter Umfang die Abwägung zwischen wesentlichen Funktionen und sekundären Erweiterungen erleichtert.
Messbare Ziele definieren
SMART-Ziele und eine präzise Segmentierung sichern die Relevanz der Designentscheidungen und dienen als Leitfaden für die Bewertung des Projekterfolgs.
SMART-Ziele festlegen
Jedes Ziel ist spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und terminiert (SMART). Zum Beispiel leitet „Steigerung der Conversion-Rate“ des Kontaktformulars um 15 % innerhalb von drei Monaten die Design- und Entwicklungsaktivitäten klar.
Messbare Ziele verhindern vage Interpretationen und erleichtern das Reporting. Sie regen zudem dazu an, Tracking-Tools (Analytics, A/B-Tests, Nutzerfeedback) bereits in der Planungsphase einzusetzen, die der Discovery-Phase entspricht.
Ein Steuerungskonzept auf Basis gemeinsamer KPIs stärkt das Engagement aller Teams. Jede:r versteht die Erfolgskriterien und kann die Ergebnisse entsprechend anpassen.
Die Zielgruppe kartografieren
Die Beschreibung der Personas umfasst demografische Merkmale, fachliche Bedürfnisse und digitale Verhaltensweisen. Diese Segmentierung hilft, Funktionen zu priorisieren und das UX-/UI-Design zu steuern.
Eine klar definierte Zielgruppe verhindert eine Überfrachtung mit nebensächlichen Funktionen und stellt sicher, dass jeder Bildschirm und jeder Nutzerpfad klar identifizierte Erwartungen erfüllt.
Der Brief kann vorhandene Daten (Traffic-Analysen, Support-Feedback, interne Studien) integrieren, um das Targeting zu untermauern und die UX-Überlegungen zu vertiefen.
Bedürfnisse und Nutzungsszenarien priorisieren
Anwendungsfälle werden nach ihrem Business-Impact und ihrer technischen Machbarkeit priorisiert. Ein Priorisierungsplan steuert die Reihenfolge der Sprints und Releases.
Dieser Ansatz verhindert Ressourcenverschwendung für Nebelfunktionen, bevor die kritischsten geprüft sind, und gewährleistet eine schrittweise und kontrollierte Skalierung.
Die Priorisierung bildet die Grundlage für ein flexibles Backlog, in dem jedes Element eine direkte Verbindung zu einem im Brief festgelegten Ziel oder Persona behält.
Beispiel:
Eine Behörde hat ihre Nutzer in drei Profile segmentiert (Bürger:innen, interne Mitarbeitende, externe Partner) und ein einziges Ziel definiert: die Anrufvolumina im Support um 20 % zu reduzieren, indem dynamische FAQ digitalisiert werden. Dieses Briefing ermöglichte es, die Workflows klar zu priorisieren und den Einfluss auf die Helpdesk-Belastung schnell zu messen.
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Liefergegenstände, Fristen und Rahmenbedingungen festlegen
Eine pragmatische Planung und Berücksichtigung der Einschränkungen sichern die Realisierbarkeit des Projekts und vermeiden zu knappe Zeitpläne sowie Budgetüberschreitungen.
Realistische Planung und Meilensteine
Der Projektzeitplan wird in Phasen unterteilt (Steuerung, Design, Entwicklung, Tests, Produktion) und mit klar definierten Meilensteinen versehen. Jede Etappe erhält einen Zieltermin und eine verantwortliche Person. Dieser Ansatz stützt sich auf IT-Termine und -Budgets einhalten.
Spielräume werden eingeplant, um Unvorhergesehenes und interne Freigaben abzufangen. So bleiben die Meilensteine realistisch und sind nicht bei der kleinsten Hürde gefährdet.
Die Transparenz über den Gesamtzeitplan erleichtert bereichsübergreifende Koordination und Kommunikation mit Sponsor:innen. Jede:r kann den Fortschritt verfolgen und erforderliche Ressourcen vorab einschätzen.
Budget, Ressourcen und Kompetenzen
Der Brief enthält eine Budgetschätzung pro Phase, aufgeschlüsselt nach Design, Entwicklung, Tests und Projektmanagement. Diese Granularität ermöglicht eine präzise Kostensteuerung und gegebenenfalls eine Anpassung des Umfangs.
Die benötigten Kompetenzen werden aufgeführt (UX, UI, Frontend, Backend, Qualitätssicherung) sowie ihr Engagement-Level (Vollzeit, Teilzeit). Das verhindert Engpässe und zu optimistische Schätzungen.
Auch externe Ressourcen (Agenturen, Freelancer:innen) werden berücksichtigt, inklusive Recruiting- oder Vertragsfristen, um Verzögerungen beim Projektstart zu vermeiden.
Technische Einschränkungen und Compliance
Die Einschränkungen durch bestehende Systeme (Architektur, Programmierschnittstellen, ERP) werden beschrieben, um Integrationspunkte frühzeitig zu erkennen. Open-Source- und modulare Ansätze werden bevorzugt, um Skalierbarkeit zu sichern und Vendor-Lock-in zu vermeiden.
Regulatorische Vorgaben (DSGVO, branchenspezifische Normen, Barrierefreiheit) werden aufgeführt, um das UX-Design zu steuern und die Konformität des Endprodukts sicherzustellen.
Die Berücksichtigung der Produktionsumgebungen (Hosting, CI/CD, Sicherheit) stellt sicher, dass die Ergebnisse ohne größere Anpassungen am Ende des Zyklus bereitgestellt werden können.
Beispiel:
Eine Schweizer Organisation aus dem Gesundheitswesen hat im Briefing einen Quartalsplan definiert, der die Testfenster ihrer internen Cloud-Infrastruktur berücksichtigt. So wurden Versionsverzögerungen vermieden und ein sicherer Rollout gewährleistet, ohne den täglichen Betrieb zu beeinträchtigen.
Den Brief in ein lebendiges Instrument verwandeln
Ein interaktiver, gemeinsam gepflegter Brief wird zu einer dynamischen Referenz. Er beugt dem Scope Creep vor und erhöht die Kundenzufriedenheit.
Interaktives Format und Co-Creation
Der Brief wird in einem kollaborativen Tool abgelegt, in dem alle Stakeholder Kommentare abgeben und Anpassungen vorschlagen können. Diese Methode der Co-Creation fördert das Commitment an das Dokument.
Dieser Ansatz fördert die Identifikation mit dem Dokument und stellt sicher, dass sich Umfangsänderungen in Echtzeit abzeichnen. Er vermeidet verstreute E-Mail-Wechsel und veraltete Versionen des Briefs.
Die Co-Creation vereinfacht zudem die Einbindung von kontextuellen und praktischen Insights, die Teams aus Marketing oder Support liefern, um das Bedarfsverständnis zu vertiefen.
Governance des Projektumfangs und Changemanagement
Ein vierteljährlich tagendes Lenkungsgremium überprüft den Umfang und entscheidet über Änderungsanträge. Jede neue Anforderung wird hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Zeitrahmen, Budget und Qualität bewertet.
Die Entscheidungskriterien (Dringlichkeit, Mehrwert, technische Machbarkeit, strategische Ausrichtung) sind im Brief vorab festgelegt, um schnelle und transparente Beschlüsse zu ermöglichen.
Die Nachverfolgung der Änderungen erfolgt im Backlog, mit Protokollierung von Anfragen, Status und Verantwortlichen. So lässt sich jede Anpassung gegenüber Sponsor:innen nachvollziehbar begründen.
Abnahmekriterien und Feedbackschleife
Jedes Ergebnis wird anhand formalisierter Abnahmekriterien geprüft, die Leistungsindikatoren und Nutzertests beinhalten. Das Feedback wird in Sprint-Reviews oder UX-Workshops gesammelt.
Eine zügige Feedbackschleife ermöglicht es, Blocker vor dem Go-live zu beseitigen. Quantitative und qualitative Rückmeldungen werden zentral erfasst und in die Roadmap zurückgespeist.
Die Transparenz über Fortschritt und Qualität stärkt das Vertrauen interner und externer Kunden. Die Teams arbeiten mit handfesten Erkenntnissen statt mit Meinungen, um Verbesserungen zu steuern.
Machen Sie Ihren Design-Brief zum Effizienztreiber
Ein gut gestalteter Design-Brief vereint Kontext, SMART-Ziele, Zielgruppe, Ergebnisse, Zeitplan, Einschränkungen und Governance des Umfangs. Durch fortlaufende Pflege in kollaborativen Tools und Lenkungsgremien wird er zum lebendigen Leitfaden für alle Teams.
Dieser Ansatz verhindert Abweichungen, beschleunigt die Markteinführung und reduziert Rework-Zyklen deutlich. Organisationen gewinnen an Agilität, Transparenz und Kundenzufriedenheit.
Unsere Expert:innen unterstützen Sie gern bei Definition und Optimierung Ihrer Briefings, um Ihr Changemanagement abzusichern und alle Stakeholder bereits in der Konzeptionsphase zu alignieren.
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