Zusammenfassung – Schweizer KMU müssen die geringe ERP-Akzeptanz überwinden, obwohl diese Lösungen Zeitgewinn, Zuverlässigkeit und Wachstumsunterstützung bieten: Profil (Größe, Branche) definieren, Schlüsselprozesse, Volumen und regulatorische Vorgaben abbilden, um Überdimensionierung und Vendor Lock-in zu vermeiden. ROI bewerten, leichte, modulare oder umfassende ERP-Systeme je nach Komplexität und Reife vergleichen und mittels agiler Einführung das Gleichgewicht zwischen Standardisierung und Individualisierung finden.
Lösung: phasenweises Projekt mit priorisiertem Lastenheft, dediziertem Integrator und Change Management starten, um Leistung und Akzeptanz zu sichern.
Schweizer KMU bleiben größtenteils fern von ERP-Systemen: Nur eines von fünf ist damit ausgestattet. Dabei bieten diese Lösungen entscheidende Mehrwerte: Zeitgewinn, zuverlässige Abläufe und Unterstützung beim Wachstum.
Die Herausforderung besteht darin, das eigene Profil zu bestimmen (Handwerksbetrieb, Kleinunternehmen oder mittlere Firma), die Komplexität der Lieferkette und den Grad der regulatorischen Anforderungen zu verstehen und anschließend ein passendes System auszuwählen, ohne zu viel zu investieren oder in die Abhängigkeit eines Anbieters zu geraten. Über leichtgewichtige, modulare oder umfassende ERP-Systeme hinaus sind das richtige Maß an Standardisierung und Individualisierung, eine klare ROI-Betrachtung sowie ein konsequentes Change Management die Erfolgsfaktoren für Ihr Projekt.
Identifizieren Sie Ihre spezifischen Anforderungen und Herausforderungen
Jedes KMU hat eine einzigartige Konstellation mit unterschiedlichen Anforderungen je nach Größe und Branche. Entscheidend ist es, die wichtigsten Prozesse zu bestimmen, die vor der Einführung eines ERP-Systems abgesichert werden müssen.
Berücksichtigen Sie Volumen, die Komplexität der Arbeitsabläufe und regulatorische Auflagen, um überdimensionierte oder zu einfache Lösungen zu vermeiden.
Unterschiede nach Größe und Geschäftsbereich
Kleinbetriebe und Handwerker nutzen oft sehr einfache Prozesse, die mit Excel oder Papierformularen verwaltet werden. In diesem Kontext reicht ein leichtgewichtiges ERP-System, um Rechnungsstellung, Lagerverwaltung und Basis-Reporting zu automatisieren.
Bei KMU mit 20 bis 50 Mitarbeitenden werden die zahlreichen Abläufe (Einkauf, Verkauf, Produktion) schnell zu viel für Tabellenkalkulationen. Ein modular aufgebautes System ist erforderlich, um Daten zu strukturieren und Fehler zu reduzieren.
Ab rund 100 Mitarbeitenden verlangen Multi-Site-Organisation, Rückverfolgbarkeit und fortgeschrittene Planung umfassende ERP-Lösungen. Oft ist dies der Punkt, an dem ein durchschnittliches Schweizer Unternehmen auf ein industrielles ERP-System umsteigt, begleitet von einem Implementierungspartner.
Komplexität der Lieferkette und regulatorische Anforderungen
Ein KMU in der Maschinenbauindustrie muss strenge Normen einhalten (ISO, Chargenrückverfolgbarkeit) und die Produktion in Echtzeit steuern. Ein angepasstes ERP integriert diese spezialisierten Module und reduziert Nichtkonformitäten.
Im Gegensatz dazu unterliegt ein lokaler Händler weniger regulatorischen Anforderungen, verwaltet jedoch Tausende von Artikeln und täglichen Lagerbewegungen. Automatisierte Inventuren und Nachschubprognosen stehen hier im Vordergrund.
Beispiel: Ein Westschweizer KMU im Frischebereich verwaltete Chargen und Haltbarkeitsdaten manuell. Das Team verlor bis zu 20 % der Produkte wegen Überschreitung des Haltbarkeitsdatums und verzeichnete zahlreiche Lagerabweichungen. Die Einführung eines leichten ERP-Systems zentralisierte die Informationen und zeigte, dass eine einfache Lösung die Zuverlässigkeit sofort erhöhen kann.
ROI und erwartete Einsparungen bewerten
Die Berechnung des ROI eines ERP-Systems basiert auf der Quantifizierung von Produktivitätsgewinnen, Fehlerreduzierung und gesteigerter Kundenzufriedenheit. Jede eingesparte Minute bei der Auftragsbearbeitung führt zu einem operativen Mehrwert.
Zuverlässige Daten beseitigen Überbestände und Lieferengpässe, senken versteckte Kosten und vermindern das Risiko, mehr zu kosten als einzubringen. Echtzeitsteuerung bietet klare Transparenz, um Prozesse anzupassen und die Nachfrage vorherzusagen.
Schließlich befreit die Automatisierung administrativer Aufgaben die Mitarbeitenden für wertschöpfende Aktivitäten, stärkt deren Engagement und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Arten von ERP-Systemen vergleichen: leichtgewichtig, modular und umfassend
Leichtgewichtige ERP-Systeme decken die wesentlichen Bedürfnisse von KMU ohne übermäßige Komplexität ab. Modulare Lösungen bieten Flexibilität, wenn das Unternehmen an Reife gewinnt.
Umfassende ERP-Systeme sind für Multi-Site-Umgebungen und anspruchsvolle Industrien ausgelegt, allerdings mit einem größeren Projektaufwand.
Leichtgewichtige ERP-Systeme für einen einfachen Einstieg
Lösungen wie Abacus Ninja, Bexio oder Crésus bieten eine aufgeräumte Oberfläche und eine schnelle Implementierung ohne komplexe Konfiguration. Sie eignen sich für kleine Strukturen, die vor allem die Digitalisierung von Rechnungen und die automatisierte Buchhaltung suchen.
Mit diesen Tools ist die Individualisierung begrenzt, und ein späterer Wechsel zu einem robusteren ERP-System kann nötig werden. Für überschaubare Volumina bleiben aber die Anfangsinvestition und die laufenden Kosten sehr erschwinglich.
Wartung und Updates werden vom Anbieter übernommen, was die interne IT entlastet. Allerdings besteht das Risiko eines Vendor-Lock-ins, wenn sich das Unternehmen zu schnell weiterentwickelt.
Modulare ERP-Systeme für strukturierte KMU
Lösungen wie Odoo, ProConcept, Sage 100 oder MS.ERP bestehen aus aktivierbaren Modulen (Buchhaltung, CRM, Lager, Produktion), je nach Bedarf. Dieser Baukastenansatz ermöglicht Budgetkontrolle und Skalierbarkeit dank Microservices vs. modularem Monolith.
Ein Implementierungspartner kann Prozesse anpassen, ohne den Kerncode zu verändern. So bleiben Personalisierungskosten überschaubar und ein stabiler Standardrahmen erhalten.
Beispiel: Ein 80-köpfiges Industrieunternehmen in der Westschweiz startete mit dem Vertriebsmodul und aktivierte anschließend Produktionsplanung und Wartung. Diese schrittweise Einführung bewies, dass ein modulares ERP mitwachsen kann, ohne funktionale Brüche zu verursachen.
Umfassende ERP-Systeme für komplexe Umgebungen
Lösungen wie SAP Business One, Dynamics 365 Business Central oder Sage X3 eignen sich für Multi-Site-Konzepte, fein granulare Logistik und kritische Industrieprozesse. Sie beinhalten oft erweiterte Workflows und Multiwährungsmanagement.
Ein solches Projekt erfordert eine klare Governance, detaillierte Planung und Change-Management in jedem Fachbereich. Kosten, Zeitrahmen und Ressourcenbedarf sind höher, aber der ROI basiert auf umfassender Transparenz und gesteigerter Performance.
Kontinuierliche Verbesserungen lassen sich modular umsetzen, sofern Eigenentwicklungen begrenzt werden, um Updates nicht zu behindern und im Einklang mit dem Produktfahrplan des Anbieters zu bleiben.
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Standardisierung und Individualisierung ausbalancieren
Ein zu standardisiertes Deployment kann geschäftliche Anforderungen unberücksichtigt lassen, während übermäßige Individualisierung die Wartbarkeit erschwert. Ziel ist, den genauen Umfang notwendiger Anpassungen festzulegen.
Durch erprobte Prozesse und begrenzte Eigenentwicklungen sichert man Skalierbarkeit und Kompatibilität mit künftigen Versionen.
Grenzen von Out-of-the-Box-ERP
Standard-Workflows decken die häufigsten Anwendungsfälle ab, können aber Umgehungslösungen erfordern, wenn das Unternehmen spezielle Prozesse hat. Solche Notlösungen können zu schwer wartbarem Code führen. Sie sollten daher funktionale Lücken genau identifizieren und prüfen, ob eine erweiterte Konfiguration ausreicht.
Sobald spezifische Entwicklungen im Kern implementiert werden, entsteht ein Schwachpunkt bei Updates. Kurzfristige Gewinne gehen oft mit zunehmender Komplexität einher.
Daher sollte man funktionale Lücken genau identifizieren und prüfen, ob eine erweiterte Konfiguration oder ein Zusatzmodul ausreicht, bevor man zu Entwicklungsaufwand greift.
Vorteile kontrollierter Individualisierung
Die Individualisierung auf geschäftsrelevante Prozesse zu beschränken, reduziert Kosten und gewährleistet Kompatibilität zu späteren Versionen, indem man technische Schulden refaktoriert. Anpassungen erfolgen über APIs oder externe Module, unter Wahrung des Standardkerns.
So bleibt die Basis überwiegend standardisiert, während branchenspezifische Anforderungen erfüllt werden. Support-Teams konzentrieren sich auf den Core-Code und bieten einen einheitlichen Service-Standard.
Die Entscheidung zu Eigenentwicklungen sollte auf einer strengen Kosten-Nutzen-Analyse und einer klaren Projekt-Governance basieren, inklusive Monitoring der ERP-Weiterentwicklung.
Risiken übermäßiger Individualisierung
Ein zu stark „customisiertes“ System kann eine Kettenreaktion auslösen: Jede neue Version des Anbieters bricht Ihre Anpassungen, was zu dringenden Fixes führt. Der Wartungsaufwand wird dann unverhältnismäßig.
Beispiel: Ein juristisches Dienstleistungs-KMU hatte rund zwanzig Skripte für sein Front-Office entwickeln lassen. Bei einem großen ERP-Update blockierten die Skripte die Datenbank und führten zu drei Tagen Ausfallzeit. Dies zeigt, dass übermäßige Eigenentwicklung die Servicekontinuität gefährden kann.
Um dieses Risiko zu steuern, empfiehlt es sich, jede Entwicklung sorgfältig zu dokumentieren und in einer Sandbox zu testen, bevor sie live geht.
Best Practices für Deployment und Begleitung
Ein erfolgreiches ERP-Projekt wird in Phasen geplant, agil gesteuert und aktiv von den Fachbereichen mitgetragen. Der Erfolg hängt sowohl von der Technik als auch von der Nutzerakzeptanz ab.
Schulung, Change Management und Post-Go-Live-Support sind Schlüsselfaktoren, um die Investition zu sichern und die Einführung zu beschleunigen.
Funktionen definieren und priorisieren
In der ersten Phase wird ein klarer Pflichtenheft erstellt, in dem kritische Anforderungen von „Nice-to-have“ unterschieden werden. Diese Priorisierung begrenzt den initialen Umfang und führt schneller zu einem einsatzfähigen MVP.
Der Pilotumfang fokussiert auf eine überschaubare Nutzergruppe, bevor er ausgeweitet wird. So lassen sich Erfahrungen sammeln und Reibungspunkte frühzeitig beheben.
Eine formale Projekt-Governance mit IT-Leitung, Fachbereichen und Implementierungspartner stellt sicher, dass alle Anforderungen berücksichtigt werden und Entscheidungen rasch getroffen werden können.
Phasenweiser Rollout und agile Methodik
Statt alles auf einmal zu liefern, ist es sinnvoll, funktionale Module nacheinander auszurollen. Dieser schrittweise Ansatz minimiert Risiken und erhält die Motivation im Team.
Kurzzyklen (Sprints) mit regelmäßigen Demos bieten Transparenz über den Fortschritt und ermöglichen wertvolles Feedback der Anwender.
Die Roadmap enthält geschäftliche und technische Meilensteine, um sicherzustellen, dass jede Phase einen messbaren Nutzen liefert, bevor es weitergeht.
Schulung und Change Management
Die Nutzerakzeptanz wird durch zielgruppenspezifische Schulungen und Rollenspielszenarien gefördert. Praxisnahe Unterlagen und Workshops in kleinen Gruppen erleichtern die Einarbeitung.
Change Management setzt auf interne „Champions“, die Best Practices weitergeben und ihre Kollegen im Alltag unterstützen.
Nach dem Go-Live sichert ein dediziertes Support-Team den Erfolg: Post-Deployment-Reviews rücken Erfolge ins Rampenlicht und passen Prozesse rasch an, um die Akzeptanz weiter zu steigern.
Optimieren Sie Ihre ERP-Auswahl, um die Performance Ihres KMU zu steigern
Sie haben Ihre Anforderungen ermittelt, die ERP-Typen verglichen und verstanden, wie Sie Standardisierung und Individualisierung ausbalancieren. Jetzt wissen Sie, wie Sie den Rollout in Phasen gliedern, Funktionen priorisieren und Schulungen organisieren. Indem Sie den ROI im Blick behalten, einen Integrationspartner wählen und Ihre Teams von Anfang an einbinden, minimieren Sie Risiken und sichern den Projekterfolg.
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